'Wir lachen, weil wir weinen' von Walter Kaufmann

'Wir lachen, weil wir weinen'
eBook - Im Brennpunkt: Nordirland
ISBN/EAN: 9783965212770
Sprache: Deutsch
Umfang: 229 S., 5.21 MB
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Wir lachen, weil wir weinen so lautet ein irisches Sprichwort, das in all seiner Knappheit Charakteristisches über Irland und die Iren aussagt.Dem in jahrhundertelanger Unterdrückung durch die Engländer erfahrenen Leid, aber auch dem unbeugsamen Lebenswillen des irischen Volkes spürt Walter Kaufmann in seinem Buch von 1975 nach. In seinen Reportagen kommt seine Liebe zu diesem Land zum Ausdruck, nehmen Menschen Nordirlands Gestalt an: Iren und Engländer, Katholiken und Protestanten, Männer der IRA und Männer der UVF, Kommunisten und Kapitalisten. Ihre Schicksale stellvertretend für das Schicksal ganz Nordirlands machen uns die inneren Widersprüche des leidgeprüften Landes und die scheinbare Ausweglosigkeit deutlich, lassen uns den blutigen Alltag ungleich stärker nacherleben als das lapidare Zeitungsmeldungen vermögen.Sein Leben unter Hafenarbeitern und Seeleuten während seines siebzehnjährigen Australienaufenthaltes machte Walter Kaufmann schon in den Kriegs- und ersten Nachkriegsjahren mit der irischen Art vertraut. Der Freiheitsdrang von Einwanderern aus Belfast und Derry, denen er in den Häfen von Sydney und Melbourne und in der Inselwelt des Pazifischen Ozeans begegnete, ihre selbstverständliche Solidarität mit allen Unterdrückten, ihr Humor und ihre Herzlichkeit beeindruckten ihn sehr. Für die bildhafte kraftvolle Sprache dieser Männer entwickelte er ein waches Ohr, ihm war, als blättere er in den Werken von OFlaherty, OCasey und Synge, die von jeher einen bedeutenden Einfluss auf sein Schaffen hatten. Diesem Einfluß hat sich Walter Kaufmann nie entziehen wollen und so war es nur folgerichtig, dass er bei Reisen in Nordirland 1975 seine Bindung zum irischen Leben vertiefte und hier mit besonderem Engagement sein Thema fand.
Walter Kaufmann (eigentlich Jizchak Schmeidler) wurde 1924 in Berlin als Sohn einer jüdischen Verkäuferin geboren und 1926 von einem jüdischen Anwaltsehepaar adoptiert. Er wuchs in Duisburg auf und besuchte dort das Gymnasium. Seine Adoptiveltern wurden nach der Reichskristallnacht verhaftet, kamen ins KZ Theresienstadt und wurden im KZ Auschwitz ermordet. Ihm gelang 1939 mit einem Kindertransport die Flucht über die Niederlande nach Großbritannien.Dort wurde er interniert und 1940 mit dem Schiff nach Australien gebracht. Anfangs arbeitete er als Landarbeiter und Obstpflücker und diente als Freiwilliger vier Jahre in der Australischen Armee.Nach 1945 verdiente er seinen Lebensunterhalt als Straßenfotograf, auf einer Werft, im Schlachthof und als Seemann der Handelsmarine. 1949 begann er seinen ersten Roman, der 1953 in Melbourne erschien.1957 übersiedelte er in die DDR, behielt jedoch die australische Staatsbürgerschaft. Seit Ende der 1950er Jahre ist Walter Kaufmann freischaffender Schriftsteller. Ab 1955 gehörte er dem Deutschen Schriftstellerverband und ab 1975 der PEN-Zentrum der DDR, dessen Generalsekretär er von 1985 bis 1993 war. Er ist Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland.Walter Kaufmann war außerdem in mehreren DEFA-Filmen als Darsteller tätig, teilweise unter dem Pseudonym John Mercator.Auszeichnungen1959: Mary Gilmore Award1961, 1964: Theodor-Fontane-Preis des Bezirkes Potsdam1967: Heinrich-Mann-Preis1993: Literaturpreis Ruhrgebiet
Am folgenden Sonntag lenkten auf der achten Seite des Sunday Call vier große Fotos und eine von Alex McMurray in Sekunden festgelegte Balkenüberschrift BULLDOZER ZERSTÖREN DIE SEELE DES SHANKILL die Aufmerksamkeit der Leser auf das Schicksal von drei alten Bewohnern dieser Stadtgegend, vor allem aber auf einen Mr. Samuel Herbert, der vierundfünfzig Jahre lang in seinem erbärmlichen, von Feuchtigkeit durchdrungenen Häuschen ausgehalten hatte und sich voll Sorge darüber beklagte, dass er im Alter noch entwurzelt werden sollte.Hätte man mir vor Jahrzehnten eine bessere Wohnung geboten, das wäre was gewesen! Jetzt ist die Umstellung zu schwer, und ich mag nicht mehr weg.Shankills Fortingale Street, in der nur noch sechs Familien wohnten, hatte gespenstisch und verlassen dagelegen, die Fenster und Türen der meisten Häuser waren zugemauert, in den Dächern klafften Löcher, Schutt und Gerümpel versperrten die Bürgersteige. Der kleine Kamin in Mr. Herberts Wohnzimmer blakte und füllte den Raum mit Rauch. Kaum ein Sonnenstrahl drang durch das Fenster, die Tageszeit war schwer zu bestimmen, und der alte Mann sah aus, als habe er ein Leben lang im Dunkeln gehockt kränklich, übermäßig hager und blass. Dabei arbeitete er noch, war als Kassierer einer Gasgesellschaft viel im Freien und berichtete kopfschüttelnd, wie gefährlich in letzter Zeit sein Beruf geworden sei. Er war vor Überfällen nie sicher und schon wiederholt seines Geldes beraubt worden.Davon allerdings stand nichts in meinem Artikel, es gehörte nicht zur Sache. Zur Sache aber gehörten Mr. Herberts Vorwürfe gegen die Häusermakler, die sich jahrzehntelang bereichert hatten, ohne je an die Nöte der Mieter zu denken. Alex McMurray musste erwartet haben, dass ich darüber berichten würde, und strich keine Silbe davon, er ließ auch Worte wie Gespensterstraße, Vergewaltigung der kleinen Leute und Plünderei stehen, so dass am Ende doch der Zweck erfüllt wurde, an dem uns beiden gelegen war das Brandmarken von Zuständen, die nicht erst heute, sondern schon vor Generationen hätten behoben werden müssen.Helfen Sie mir bitte!, hatte Mr. Herbert eindringlich gebeten. Ich will nicht mehr umziehen, sondern sterben, wo ich ein Leben lang zu Hause war!Für den inzwischen vierundsiebzigjährigen Mann, dessen Frau schon seit langem nicht mehr lebte, war der Gedanke an eine Einzimmerwohnung im zwölften Stock eines Wohnblocks in fremder Umgebung unerträglich.Der Komfort kommt zu spät. Jetzt ist es, als verbanne man mich in ein Grab in luftiger Höhe!

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