Die Demokratie und ihre Feinde von Robert Kagan

Die Demokratie und ihre Feinde
Wer gestaltet die neue Weltordnung?
ISBN/EAN: 9783886808908
Sprache: Deutsch
Umfang: 127 S.
Einband: Leinen
Auf Wunschliste
Plädoyer für eine demokratische Weltordnung Robert Kagan bringt die weltpolitische Situation seit dem Ende des Kalten Krieges auf den Punkt. Den demokratischen Staaten steht mit Russland, China und Iran eine wachsende Zahl nach Macht und Einfluss strebender autokratischer Regime gegenüber. Gleichzeitig werden die Werte des Westens vom Herrschaftsanspruch radikaler Islamisten bedroht. Leidenschaftlich und pointiert stellt uns Kagan vor die Alternative, entweder die Welt im Sinne unserer freiheitlich-demokratischen Vorstellungen zu formen oder uns in einer neuen Weltordnung einzurichten, die andere gestaltet haben. Nach dem Ende des Kalten Krieges keimte die Hoffnung, das Ende der Geschichte sei gekommen, eine friedvolle Zukunft liege vor uns. Diese Hoffnung war trügerisch. Die Jugoslawienkriege, der Kosovo-Konflikt und der 11. September zeigten auf brutale Weise, dass Nationalismen, ethnische Zugehörigkeiten und Religion die Völker nach wie vor trennen und in blutige Konflikte stürzen. Auch Großmachtansprüche gehören keineswegs der Vergangenheit an. Russland, China und Iran lassen ihre Muskeln spielen. Eindringlich ruft Robert Kagan die demokratischen Staaten dazu auf, sich zusammenzuschließen und gemeinsam für Demokratie und liberale Werte einzustehen. Die Geschichte ist zurückgekehrt, die hochfliegenden optimistischen Träume, die man nach dem Mauerfall und dem Zusammenbruch des Ostblocks gehegt hatte, sind ausgeträumt. Die Demokraten dürfen die Welt nicht den Despoten und Autokraten überlassen, sondern müssen aktiv an der Gestaltung einer neuen Weltordnung mitwirken. Kagan ist einer der scharfsinnigsten politischen Denker in den USA.
DIE WELT IST WIEDER NORMAL GEWORDEN. Die Jahre unmittelbar nach dem Ende des Kalten Krieges gewährten uns einen verlockenden Einblick in eine neuartige Weltordnung, in der Nationalstaaten zusammenwachsen oder verschwinden, ideologische Konflikte sich auflösen, Kulturen sich vermischen, Handel und Kommunikation immer freier werden. Die moderne, demokratische Welt redete sich ein, das Ende des Kalten Krieges habe nicht nur einen, sondern sämtliche strategischen und ideologischen Konflikte beendet. Völker und ihre Machthaber sehnten sich nach 'einer neuen Welt'.1 Das war jedoch ein Trugbild. Die Welt hat sich nicht von Grund auf gewandelt. Fast überall ist der Nationalstaat so stark wie je, und die nationalistischen Bestrebungen und Leidenschaften, der Wettkampf zwischen den Nationen, der die Geschichte prägt, sind ebenfalls ungebrochen. Die Vereinigten Staaten sind als einzige Supermacht übrig geblieben. Der internationale Wettbewerb zwischen Großmächten ist indes zurückgekehrt; Russland, China, Europa, Japan, Indien, Iran, die USA und andere konkurrieren um die Vorherrschaft in ihrer Region. Wieder dominiert das Ringen um Ansehen und Einfluss in der Welt die internationale Szene. Auch die alte Rivalität zwischen Liberalismus und Autokratie ist neu entflammt, und die Großmächte der Welt beziehen entsprechend ihrer Regierungsform Position. Eine noch ältere Fehde ist zwischen radikalen Islamisten und den modernen säkularen Kulturen und Mächten ausgebrochen, die nach Ansicht der Islamisten in ihre Welt eingedrungen sind, um sie zu beherrschen und zu verderben. Mit dem Zusammenwirken und Aufeinanderprallen dieser drei Konflikte verblasst die Verheißung einer neuen Ära internationaler Annäherung. Wir sind in ein Zeitalter der Gegensätze eingetreten. Angesichts der geplatzten Träume aus der Anfangszeit nach dem Kalten Krieg wird die demokratische Welt entscheiden müssen, wie sie reagiert. in den letzten Jahren, in denen die autokratisch regierten Staaten Russland und China aufstiegen und die radikalen Islamisten ihren Kampf aufnahmen, wurde die demokratische Welt sowohl durch tiefgreifende als auch durch banale Fragen gespalten und abgelenkt. Die Demokratien stellten ihren Daseinszweck und ihre moralische Grundlage in Frage, sie stritten über Macht und Ethik und verwiesen auf die Versäumnisse der jeweils anderen. Diese Zwietracht schwächte und demoralisierte die demokratischen Staaten zu einem Zeitpunkt, an dem sie es sich am wenigsten leisten können. Die Geschichte ist zurückgekehrt, und die Demokratien müssen sich zusammentun, um sie zu gestalten - sonst werden andere dies für sie tun. Hoffnungen und Träume Anfang der neunziger Jahre war der Optimismus verständlich und fast universell. Der Zusammenbruch des kommunistischen Imperiums und die augenscheinliche Hinwendung Russlands zur Demokratie schienen ein neues Zeitalter globaler Annäherung einzuläuten. Auf einmal teilten die Hauptkontrahenten des Kalten Krieges viele Ziele, darunter den Wunsch nach ökonomischer und politischer Integration. Auch nach dem gewaltsamen Vorgehen gegen politische Gegner, das 1989 auf dem Tiananmen-Platz begann, und trotz der verstörenden Anzeichen von Instabilität in Russland nach 1993 glaubten die meisten Amerikaner und Europäer, China und Russland befänden sich auf dem Weg der Liberalisierung. Russland unter Boris Jelzin schien dem liberalen Modell der politischen Ökonomie und einem engeren Schulterschluss mit dem Westen verpflichtet. Man hoffte, die von der chinesischen Staatsführung betriebene wirtschaftliche Öffnung werde zwangsläufig, ob es den Machthabern passte oder nicht, eine politische Öffnung nach sich ziehen. Dieser Determinismus war typisch für das Denken nach dem Ende des Kalten Krieges. In einer globalisierten Wirtschaft, so glaubten die meisten, hätten die Nationen gar keine andere Wahl, als sich erst ökonomisch, dann politisch zu liberalisieren, wenn sie wettbewerbsfähig bleiben und überleben wollten. Sobald Volkswirtschaft