Lesen von Stanislas Dehaene

Lesen
Die größte Erfindung der Menschheit und was dabei in unseren Köpfen passiert
ISBN/EAN: 9783813503838
Sprache: Deutsch
Umfang: 448 S., 24 farbige Illustr., mit farbigen Abb.
Einband: gebundenes Buch
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Ein Muss für alle, die das Lesen lieben Wunder des Lesens: WaruM knnen wr slbst dsn sAtZ vrsthn? Eine spannende Expedition vom Alphabet im Affengehirn bis zur Entstehung des Denkens in unseren Köpfen. Dieses Buch beantwortet alle Fragen: Warum liest der Mensch? Warum verstehen wir die Buchstaben? Warum gibt es Legasthenie? Wo liegen die Grenzen des Schnell-Lesens? Wie verändern digitale Technologien unser Denken? Schwarze Zeichen auf weißem Papier. Möglicherweise unterschiedlich in ihrer Größe, Form, Anordnung. Dennoch wird in Sekundenbruchteilen ein ganzes Universum von Bedeutungen erschaffen. Der renommierte französische Kognitionswissenschaftler Stanislas Dehaene unternimmt einen aufregenden Streifzug durch die Landschaft in unseren Köpfen. Er beschreibt, was zwischen Kindergarten und zweiter Klasse im Gehirn passiert und wie dieser unendlich komplizierte Vorgang so automatisiert wird, ds slbst fEhlr kEIne rlle mhr spiln. Wie geht Lesen? Wie funktioniert die Verbindung von Auge und Geist, die gedruckte Zeichen in Töne, Musik und Bedeutung verwandelt und Gedanken begründet? Und warum hat unser Primatengehirn vor 5400 Jahren nach millionenjähriger Evolution plötzlich das Lesen erfunden? Das unverzichtbare Buch über die Kulturtechnik Lesen. Ausstattung: mit farbigen Abb.
Stanislas Dehaene, 1965 geboren, Mathematiker und Psychologe, ist einer der weltweit führenden Kognitionswissenschaftler. 2005 wurde er Mitglied der Académie des Sciences und Professor am Collège de France, wo ein neuer Lehrstuhl für Experimentelle Wahrnehmungspsychologie eingerichtet wurde. Dort erforscht Dehaene die Grundlagen des Lesens, Schreibens und Rechnens.
In diesem Moment vollbringt Ihr Gehirn, ohne dass es Ihnen bewusst würde, eine bemerkenswerte Leistung - es liest. Die Augen eilen mit kleinen, präzisen Bewegungen über die Zeilen. Vier oder fünf Mal pro Sekunde verharrt Ihr Blick dabei auf einem Wort, gerade lange genug, dass Sie es erkennen können. Nur der Klang und die Wortbedeutung erreichen dabei unser Bewusstsein. Aber wie können diese wenigen schwarzen Zeichen auf weißem Papier, die auf die Retina projiziert werden, ein ganzes Universum heraufbeschwören, wie etwa die Worte Nabokovs am Anfang von Lolita? 'Lolita, Licht meines Lebens, Feuer meiner Lenden. Meine Sünde, meine Seele. Lo-li-ta: Die Zungenspitze macht drei Sprünge den Gaumen hinab und tippt bei Drei gegen die Zähne. Lo. Li. Ta.' Das Gehirn jedes Lesers enthält neuronale Mechanismen von bewundernswerter Präzision und Effizienz, die geradezu prädestiniert für das Lesen zu sein scheinen und deren Struktur wir erst allmählich zu verstehen beginnen. Über Jahrhunderte blieben diese Mechanismen ein Mysterium. Erst in den letzten zwanzig Jahren ist eine eigene Wissenschaft des Lesens entstanden. Fortschritte im Bereich der Neurowissenschaften und der kognitiven Psychologie haben dazu beigetragen, die neuronalen Mechanismen des Lesens zu entschlüsseln. Dank der Magnetresonanztomografie (MRT) genügen derzeit wenige Minuten, um die Hirnregionen sichtbar zu machen, die beim Lesen aktiviert werden. Mittlerweile können die entsprechenden geistigen Funktionen auch experimentell erforscht werden. Im Labor verfolgen wir Schritt für Schritt, auf welchem Weg der Sinn gedruckter Wörter zugänglich wird - von der Analyse der Buchstabenfolge über das visuelle Erkennen und die Ermittlung der Aussprache. Gestützt auf diese empirischen Grundlagen bildet sich langsam eine Theorie des Lesens heraus. Sie beschreibt, wie die Schaltkreise der Großhirnrinde funktionieren, die sich im Laufe der Evolution entwickelt haben, und wie diese sich - so gut es eben geht - auf das Lesen eingestellt haben. Sie erklärt, wie unsere neuronalen Netze lesen lernen, welche Funktionen dafür sorgen, dass wir im Erwachsenenalter so außerordentlich effizient lesen, woher es kommt, dass manche Kinder unter Legasthenie leiden und wie wir diese Störung eines Tages beheben können. Mit diesem Buch möchte ich Ihnen die Kenntnisse der jüngsten und dem breiten Publikum noch zu wenig bekannten Fortschritte in der Wissenschaft vom Lesen vermitteln. Es kann eigentlich nicht sein, dass ein gebildeter Mensch im 21. Jahrhundert die Funktionsweise seines Autos oder seines Computers besser versteht als die seines eigenen Gehirns. Ich möchte hier einige Orientierungspunkte liefern, die deutlich machen, wie komplex die Abläufe sind, die unser Gehirn für das Lesen in Gang setzt und wie faszinierend das Ineinandergreifen der einzelnen daran beteiligten Komponenten ist. Jeder weiß, dass mit Stolpersteinen zu rechen ist, wenn man lesen lernt. Ungeachtet der jeweiligen Muttersprache stoßen dabei alle Kinder auf Schwierigkeiten, und Schätzungen zufolge werden 10 Prozent von ihnen auch als Erwachsene immer noch nicht in der Lage sein, einen Text zumindest ansatzweise zu verstehen. Jahrelange Arbeit ist erforderlich, bis das Räderwerk des Lesens so gut eingespielt ist, dass es schließlich nicht mehr bewusst wahrgenommen wird. Aber was ist daran so schwierig? Welche tief reichenden Veränderungen bewirkt der Leseerwerb in den Schaltkreisen des Gehirns? Lässt sich beweisen, dass bestimmte Lernstrategien besser an die Gehirnorganisation des Kindes angepasst sind als andere? Zu all diesen Fragen liefert die neue Wissenschaft vom Lesen nach und nach genaue Antworten - auch wenn vieles noch zu entdecken bleibt. Wenn wir verstehen, welche Prozesse beim Lesen ablaufen, werden wir auch nachvollziehen können, wie es zu pathologischen Störungen kommen kann, und wie diese sich möglicherweise beheben lassen. Wir werden hier Patienten kennenlernen, die nach einem Schlaganfall plötzlich ni