Die Heilerin von Brügge von Posie Graeme-Evans

Die Heilerin von Brügge
Roman
ISBN/EAN: 9783442466764
Sprache: Deutsch
Umfang: 511 S.
Einband: kartoniertes Buch
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?Posie Graeme-Evans? wunderbare Trilogie erweckt das 15. Jahrhundert mit all seinen Gebräuchen, Geräuschen und Farben zu neuem Leben.? Sydney Weekly Courier ?So sinnlich, üppig und prunkvoll wie ein Bankett für den König.? Romantic Times ?Posie Graeme-Evans? Geschichten sind farbenprächtig, kraftvoll und von erotischem Charme.? The Bookseller
Posie Graeme-Evans hat 25 Jahre lang als Redakteurin, Direktorin und Produzentin in der australischen Film- und Fernsehindustrie gearbeitet. Eine ihrer erfolgreichsten Fernsehproduktionen ist "McLeods Töchter", die inzwischen mit über 140 Folgen auch in D
Prolog Der Sturm brach wie der Gotteshammer über sie herein. Der Wind, wilder Diener des pechschwarzen Himmels, schäumte das Meerwasser auf und schleuderte es in haushohen Wellen ans Ufer. Mauern aus Salzwasser türmten sich auf, brachen und fielen in sich zusammen, denn Stein ist stärker als die eisige See. 'Dort drüben!' Zwei Männer ritten durch den Sturm auf der Suche nach einem Unterschlupf - einer Höhle in den nahen Klippen. 'Dort! Da ist sie!' Die Brüder konnten nicht hören, was der andere rief,denn der Regen riss ihre Worte mit sich. Doch die Pferde kannten den Weg und stiegen den nassen, glitschigen Kiesstrand hinauf, immer weiter auf die rettenden Klippen zu. 'Durchhalten, durchhalten!' Galten die Worte des hoch gewachsenen Mannes seinem Bruder, ihm selbst oder seinem Pferd, das mit Funken schlagenden Hufen über das regennasse Geröll sprengte? 'Ja! Heilige Maria sei Dank! Dort hinauf!' In einem letzten Sprint ging es bergauf, doch der kleinere der beiden Männer erreichte den Höhleneingang als Erster, duckte sich gerade im richtigen Augenblick unter das vom Meer ausgewaschene Felsentor und brachte sein Pferd Hautboy mit eisernem Griff zum Stehen. Die Höhle war riesig,und in ihrem Innern verlor sich bald das regengraue Licht vom Eingang. 'Gott sei Dank.' Der junge Mann schüttelte sich wie ein Hund, während sein kräftigerer Bruder - verärgert, weil er das Rennen nicht gewonnen hatte - nicht minder elegant in die Höhle geritten kam und seinen Hengst Mallon im letzten Augenblick zur Seite dirigierte. Die beiden Pferde standen nun mit bebenden Flanken und gesenkten Köpfen Seite an Seite. Richard grinste. 'Du hast mich natürlich gewinnen lassen, Edward, hab ich Recht?' 'Ich musste auf Mallons Beine Acht geben.' Eine einleuchtende Antwort, trotzdem gab Richard ein Schnauben von sich, als er aus dem Sattel glitt. 'Lügner. Ich war schneller. Sei ein Mann und gib es zu.' Edward, König von England, der Vierte seines Namens, unterdrückte ein Lachen und seinen Ärger. Sein jüngerer Bruder hatte Recht, diesmal war er wirklich schneller gewesen. Aber Edward hatte die Wahrheit gesagt, er hatte Mallon nicht über den unebenen Boden treiben wollen, vor allem nicht über den nassen Kieselstrand. 'Glaubst du, der Sturm wird noch lange dauern?' Richard, Herzog von Gloucester, drückte dem König Hautboys Zügel in die Hand und schlenderte zum Höhleneingang, der von den über die Klippen donnernden Wassermassen verschleiert war. 'Hoffentlich', sagte Edward aus einer Eingebung heraus und tätschelte Mallons Hals, ehe er auf den sauberen, sandigen Höhlenboden sprang. Richard drehte sich erstaunt zu seinem Bruder um. 'Was hast du gesagt?' 'Schon gut.' Der König trat neben seinen Bruder, und gemeinsam starrten sie durch die herabstürzenden Wassermassen auf die aufgewühlte See hinaus. Wer sie zum ersten Mal beisammen sah, mochte kaum glauben, dass sie Brüder waren. Edward war fast eine halbe Schwertlänge größer und so blond, dass sein Haar im Sommer die Farbe von weißem Gerstenstroh annahm. Außerdem besaß er ein kräftiges, offenes Gesicht, schön wie ein Racheengel - das jedenfalls hatte einmal ein Mädchen zu ihm gesagt, vor langer, langer Zeit,wie ihm schien. Unwillkürlich schob sich ihr Gesicht vor sein geistiges Auge, und er verscheuchte die aufkeimende Traurigkeit. Niemand hatte Richard je mit einem Engel verglichen. Richard war wachsam,hatte dunkle Augen, einen dunklen Teint und dunkles Haar und war dünn, wohingegen sein Bruder groß und muskulös war. Beide jedoch besaßen die Kraft von Männern, die es gewohnt waren, hoch zu Ross zu kämpfen, und hatten dieselben breiten Schultern und kräftige Schenkel. Der junge Herzog sah seinen Bruder an. Edward brütete wieder vor sich hin, seine Augen waren in die Ferne gerichtet, als ob er in Gedanken weit fort wäre. Richard zuckte ungeduldig die Achseln. Der König war schon viel zu lang in dieser düsteren Stimmung. Auch aus diesem Grund hatte er den Ausritt vorgeschlagen. Nur sie beide, u